Erkennungsmarke der Bundeswehr: Zur Identifizierung toter Soldaten nötig

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Die Erkennungsmarke der Bundeswehr ist vielen Menschen auch aus Filmen bekannt. Sie dient der Identifizierung von Soldaten, sollten diese im Kampfeinsatz fallen. Umgangssprachlich wird sie auch als Hundemarke bezeichnet.

Die Erkennungsmarke der Bundeswehr: Ablegen nicht erlaubt

Soldaten, die sich im Kampfeinsatz befinden und dort fallen, müssen identifiziert werden. Damit das sicher möglich ist, gibt es die Erkennungsmarken der Bundeswehr. Wobei nicht nur diese die Marken als Teil der vorgeschriebenen Ausrüstung bezeichnet, sondern auch die Armeen anderer Länder und sogar schon früherer Zeiten hatten solche Marken, die heute oft auch als „Hundemarken“ bezeichnet werden.

Grund ist sicherlich die frappierende Ähnlichkeit zu den Marken, die Haustiere tragen müssen, damit sie ihren Haltern zugeordnet werden können. Die Erkennungsmarke der Bundeswehr gehört damit zur vorgegebenen Bekleidung und Ausrüstung der Bundeswehr.

Ablegen nur in Ausnahmefällen erlaubt (Video)

Grundsätzlich muss die Erkennungsmarke der Bundeswehr immer getragen werden. Sie spielt eine wichtige Rolle, damit die Soldaten, die auf dem Schlachtfeld fallen, identifiziert werden können. Wobei dies heute vor allem mithilfe genetischer Nachweise sowie des Zahnabdrucks geschieht. Dennoch haben sich die Erkennungsmarken bei der Bundeswehr und in anderen Armeen der Welt bis heute gehalten.

Abgenommen werden dürfen die an einer Kette befestigten Marken nicht, es ist erforderlich, sie ständig zu tragen. Lediglich in Einzelfällen ist das Ablegen erlaubt und das immer dann, wenn eine Verletzungsgefahr droht. Sind die Soldaten beispielsweise beim Sport, wo durch die Kette eine Strangulierungsgefahr bestünde, dürfen die Marken abgelegt werden.

Während außerdienstlicher Reisen dürfen die Marken nicht getragen werden, sofern diese Reisen ins Ausland führen. Nach Beendigung der Dienstzeit müssen die Erkennungsmarken zusammen mit dem Truppenausweis zurückgegeben werden.

Übrigens gilt die Vorschrift zum Tragen der Erkennungsmarke in der Bundeswehr nicht nur für die Soldaten selbst, sondern auch für andere hier Tätige wie z. B. Ärzte und Angehörige des Sanitätsdienstes.

Gestaltung und Daten auf der Erkennungsmarke

Im Grunde ist die Gestaltung der Erkennungsmarken bei Bundeswehr und anderen Armeen ähnlich. Unterschiede gibt es zum Beispiel in der Ausformung des Randes oder in der Größe der Marken. Eine persönliche Freiheit in der Gestaltung gibt es nicht, vorgeschrieben sind Größe, Art der Bedruckung, Platzierung der Daten und Art der Daten. Aufgedruckte medizinische und teilweise religiöse Daten erleichtern den Umgang mit Soldaten, die behandelt werden müssen, aber der Sprache des versorgenden Sanitätsdienstes nicht mächtig oder nicht mehr ansprechbar sind.

Bei der Bundeswehr sind die Erkennungsmarken oval und haben eine Höhe von 50,3 mm sowie eine Breite von 80 mm. Getragen wird die Marke an einer Kugelkette von 60 bis 70 cm Länge, dies wird in der US-Armee ebenso gehandhabt. Die Kette muss um den Hals getragen werden. Bei der US-Variante gibt es eine zweite Kette, die zwischen 8 und 10 cm lang ist, hier findet sich die zweite Marke. Sie kann mitsamt der Marke im Todesfall für interne Verwaltungsvorgänge abgenommen werden.

Video: Die Erkennungsmarke der einzige Schmuck des Soldaten

Sollbruchstelle der Marke

Die Erkennungsmarke der Bundeswehr ist zweiteilig und besitzt eine Sollbruchstelle. Bei anderen Armeen werden teilweise zwei separate Marken an einer Kette um den Hals getragen. Dies ist erforderlich, weil der Finder eines gefallenen Soldaten einen Teil der Marke zur Identifizierung mitnehmen muss. Der andere Teil verbleibt an der Leiche. Durch die Sollbruchstelle ist es ein Leichtes, einen Markenteil abzutrennen und für die Dokumentation des Todesfalls bereitzuhalten.

Die Daten auf der Erkennungsmarke

Auf der Erkennungsmarke der Bundeswehr finden sich keine vollständigen Namen. Die Identität des Soldaten wird verschlüsselt, wofür festgelegte Abkürzungen und Zahlen verwendet werden. Die Gravur der Marke erfolgt sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite, wobei sich die Daten auf den beiden Seiten doppeln.

Die folgenden Daten sind auf der Marke erfasst:

  • Feld Nr. 1

    nicht belegt

  • Feld Nr. 2

    Staatsangehörigkeit DEU als Länderkennung für Deutschland, auf älteren Marken bis 2007 stand GE (für Germany). Letztere Marken wurden ausgetauscht, da sie mit den Marken aus Georgien vertauscht werden konnten.

  • Feld Nr. 3

    Dieses Feld ist für die Religion vorgesehen. Bis zum Jahr 2011 wurde hier die betreuende Militärseelsorge eingetragen, sodass sich „EV“ für „evangelisch“ und „K“ für „katholisch“ dort fand. Weitere Religionsgemeinschaften waren nicht vorgesehen, auf Wunsch des Soldaten war aber eine Eintragung für eine eigene Religionsgemeinschaft möglich. Ebenso auf Wunsch konnte das Feld auch frei bleiben. Seit 2011 wird auf neuen Erkennungsmarken keine Religionszugehörigkeit mehr vermerkt, ein Austausch alter Marken ist aber nicht vorgesehen und wird nur auf Wunsch und bei Notwendigkeit (zum Beispiel durch einen Austritt aus der Kirche) vorgenommen.

  • Feld Nr. 4

    Personenkennziffern in diesem Feld setzen sich aus verschiedenen Daten zusammen. Zum einen wird im sechsstelligen Format das Geburtsdatum des Soldaten vermerkt, zum anderen findet sich der Anfangsbuchstabe des Nachnamens hier. Gewählt wird dafür der Nachname, den der Soldat zum Zeitpunkt der Wehrerfassung trug. Danach folgt die Kennziffer des früheren Kreiswehrersatzamtes. Eine einstellige laufende Nummer sowie eine einstellige Prüfziffer vervollständigen die Personenkennziffer.

Auf Feld Nr. 5 findet sich die Blutgruppe, auf Feld Nr. 6 folgt der Rhesusfaktor. Feld Nr. 7 ist für Impfungen und den bestehenden Vollschutz vorgesehen, wobei das Impfjahr genannt wird.

Die Felder 1, 7, 8, 9 und 10 bleiben frei. Das Bundesministerium für Verteidigung kann deren Belegung anordnen, wofür eine separate Anweisung zu erstellen ist.

Von der Zeit der römischen Legionäre bis zum heutigen Tag haben sich die Erkennungsmarken immer weiter entwickelt, wobei es sich bei den Veränderungen vor allem um die Menge und Art der aufgeprägten Daten handelt. ( Foto: Adobe Stock -Sergej Seemann )

Von der Zeit der römischen Legionäre bis zum heutigen Tag haben sich die Erkennungsmarken immer weiter entwickelt, wobei es sich bei den Veränderungen vor allem um die Menge und Art der aufgeprägten Daten handelt. ( Foto: Adobe Stock -Sergej Seemann )

 

Geschichtliche Betrachtung der Erkennungsmarke

Die Geschichte der Erkennungsmarke als erforderlichem Teil der Ausrüstung reicht schon lange zurück. Der Name „Signaculum“ weist darauf hin, dass die heutigen Erkennungsmarken der Bundeswehr ihren Ursprung in der Zeit der römischen Legionäre hatten. Diese trugen einst einen Lederbeutel um den Hals, in dem die heute als Hundemarke bekannte Marke steckte.

Diesen Beinamen trägt die Erkennungsmarke übrigens nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich. In der Schweizer Armee ist der Name deutlicher, hier wird die Marke als Grabstein bezeichnet. Auch im bayerischen Raum in Deutschland heißt die Marke „Jenseits-Taferl“, ein Hinweis darauf, wann sie benötigt wird.

Von den Anfängen bis heute

Von der Zeit der römischen Legionäre bis zum heutigen Tag haben sich die Erkennungsmarken immer weiter entwickelt, wobei es sich bei den Veränderungen vor allem um die Menge und Art der aufgeprägten Daten handelt.

Erstmals wurden Erkennungsmarken von Wilhelm I, seines Zeichens nach preußischer König, eingeführt. Dies geschah um 1870/71 zu Beginn des Krieges. Diesbezüglich gibt es verschiedene Erzählungen, die besagen, dass die Einführung der Marken ein Vorschlag eines Berliner Handwerkers gewesen sei. Dieser hatte damals wohl mehrere Söhne bei der Armee und Angst, diese nach ihrem Tod im Krieg nicht identifizieren zu können. Die Idee wurde umgesetzt und anfangs gab es noch selbst hergestellte Marken.

Im Ersten Weltkrieg wurden die Erkennungsmarken weiterentwickelt und wurden damals noch mit vollem Namen geführt. Die heute vorgeschriebene Sollbruchstelle gab es nicht. Gerade in diesem Krieg wurde deutlich, wie wertvoll die Marken waren, denn die gefallenen Soldaten waren oftmals bis zur völligen Unkenntlichkeit verstümmelt. Selbst ihre nächsten Angehörigen hätten sie nicht identifizieren können. Bis heute werden Überreste von Soldaten gefunden, die lediglich durch ihre Erkennungsmarke erkannt werden können.

Immer wieder gibt es Veränderungen an den Marken, auch wenn diese in jüngster Zeit eher von geringer Bedeutung sind. So wird zum Beispiel die Religionszugehörigkeit nicht mehr aufgedruckt bzw. nur noch auf ausdrücklichen Wunsch. Waren früher keine medizinischen Daten auf der Marke zu finden, gehören diese heute ebenfalls dazu. So ist eine schnelle Versorgung verletzter Soldaten möglich. Diese Veränderungen betreffen nicht nur die deutschen Erkennungsmarken, sondern auch die Marken anderer Länder, denn grundsätzlich sind diese miteinander vergleichbar.

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